Frage der Woche - Archiv
Was gibt es gegen die Spastik?
Unbestritten an erster Stelle der Therapie der Spastik stehen krankengymnastische Verfahren (z.B. Techniken nach Bobath, Vojta und PNF).
Folgende Medikamente stehen zur Verfügung:
- In leichten Fällen hilft Magnesium, z.B. 1-2mal täglich ein Briefchen Magnesium Diasporal 300 in etwas Flüssigkeit lösen und einnehmen.
- Nicht wenige Patien(inn)en berichten Gutes über Cefaplenat-Tropfen. Das ist ein homöopathisches Heilmittel, das vor allem von Heilpraktikern verordnet wird. Es enthält u.a. Agaricus muscarius D4 (Fliegenpilz), Viscum album D1 (Mistel), Selenium D6 und Camphora D1. Je nach Wirkung nimmt man 3mal täglich 10-30 Tropfen ein.
- An dieser Stelle sollte auch Cannabis nicht unerwähnt bleiben. Bei nächtlichen spastischen Krämpfen empfehlen Insider das folgende Rezept: 1 Teelöffel Honig über einer Kerzenflamme erhitzen und etwas Cannabisharz (kleiner als ein Stecknadelkopf) darin auflösen. Das Ganze in ein Glas grünen Tee mischen und vor dem Schlafengehen trinken. Cannabis kann man in Holland ganz legal in Cafés, den so genannten Coffee-Shops kaufen (5g kosten etwa 10 €). Es ist aber nicht legal, es über die Grenze mit nach Deutschland zu nehmen! Persönliche Anmerkung: Früher habe ich Cannabis häufig empfohlen, jetzt tue ich es immer seltener, weil ich den Eindruck gewonnen habe, dass die meisten es nicht wegen der spastiklindernden, sondern wegen Wirkungen auf Bewusstsein und Stimmung einnehmen.
- Manche Patienten schwören bei Verkrampfungen in den Beinen oder Steifigkeit auf Keltican® 3mal 1 Tabl., obwohl es keinen überzeugenden Wirkungsmechanismus gibt.
- Das wirksamste schulmedizinische Medikament ist Baclofen (Lioresal®), beginnend mit 5mg täglich. Eine mittlere Dosierung ist 10-10-25mg. Probleme sind, dass das Medikament müde macht und die Muskulatur zu weich werden kann.
- Eine Alternative ist Tizanidin (Sirdalud®) 2-2-4mg über den Tag oder 2-4mg abends vor dem Schlafengehen.
Alle anderen Medikamente wie Musaril®, Akatinol® und Dantamacrin® haben sich aus meiner Sicht bei der MS nicht bewährt.
Zu beachten ist, dass die medikamentöse Spastiktherapie auch zu viel des Guten sein und die Muskeln "zu weich" machen kann, so dass wichtige Restfunktionen, wie z.B. das Umsetzen vom Rollstuhl auf die Toilette oder auch die Fortbewegung auf der Wohnungsebene, beeinträchtigt werden können. Darum ist hier eine Absprache mit der Krankengymnastin dringend zu empfehlen.
Weiterhin zu bedenken ist, dass alle antispastischen Medikamente eine Reihe von Nebenwirkungen haben, wobei Müdigkeit, Schwindel und Schwäche ganz im Vordergrund stehen.