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MS-Forum Dr. Weihe

 

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Frage der Woche - Archiv


Gibt es eine MS-Diät?

Eine ungesunde Ernährung mag bei allen chronischen Krankheiten eine Rolle spielen. Wahrscheinlich jedoch nur in diesem Sinn: Je gesünder meine Lebensweise ist, desto gesünder ist mein Körper. Je gesünder mein Körper ist, desto größer ist meine Widerstandskraft, ergo: desto besser werde ich mit der Krankheit fertig. Ob jedoch eine MS-Diät denkbar wäre, die über diesen Sachverhalt hinausgeht, ist fraglich.

Dennoch werden immer wieder verschiedene Diäten für MS-Betroffene empfohlen, die sich aber in ihren Empfehlungen teilweise auch widersprechen. Hier in aller Kürze eine kleine Auswahl:

Die Evers-Diät:

Dr. Evers empfiehlt Lebensmittel aus überwiegend kontrolliert biologischem Anbau als frischkostbetonte lacto-vegetabile Vollwerternährung. Jedes Lebensmittel ist so natürlich wie möglich zu belassen und so frisch wie möglich zu genießen.

Das Wesentliche der Evers-Diät ist, jedes Lebensmittel

  1. so natürlich wie möglich zu belassen, und
  2. so frisch wie möglich zu genießen.

Ernährungsphysiologisch gesehen ist die Evers-Diät eine frischkostbetonte lacto-vegetabile Vollwerternährung, die besonderen Wert auf gekeimtes Getreide und ungesättigte Fettsäuren legt. Empfohlen werden:

Die Brucker-Diät:

Die Vollwertkost nach Dr. M. O. Bruker ist eine ovo-lacto-vegetabile Kost, die insbesondere "vitalstoffreiche" Nahrung, das heißt Obst und Gemüse und Getreide in rohem Zustand und aus ökologischer Landwirtschaft bevorzugt. Gewarnt wird eindringlich vor "toten", das heißt industriell hergestellten Lebensmitteln wie Auszugsmehlen, raffinierten Ölen, Zucker usw.

Lebensmittel, die unbedingt gegessen werden müssen:

Nahrungsmittel, die weitestgehend gemieden werden sollen:

Die Fratzer-Hebener-Diät

Die MS ist nach Fratzer und Hebener nicht nur eine Autoimmunkrankheit, sondern in erster Linie eine chronische Entzündung wie das Rheuma. Seine Theorie beruht auf der Überzeugung, dass es einen Entzündungsvermittler gibt, der den Zusammenbruch der Blut-Hirn-Schranke bewirkt, und dass dieser Entzündungsvermittler die Arachidonsäure ist. Eine wichtige Vorstufe der Arachidonsäure ist die Linolsäure, die deshalb zu meiden ist.

Fratzer weist darauf hin, dass Eskimos, die überhaupt kein Getreide oder Gemüse essen, sondern sich ausschließlich von Fischen ernähren, also keine Linolsäure, sondern Fette der Omega-3-Gruppe zu sich nehmen, MS und andere chronische Krankheiten wie das Rheuma nicht kennen. Leider enthält alle pflanzliche Nahrung Linolsäure, ob Getreide, Gemüse, Obst, Nüsse oder Pflanzenöle. Gefahrlos gegessen werden dürfen nur Kartoffeln, einiges Obst, wenige Gemüse und Fisch. Der hierdurch entstehende unvermeidliche Vitaminmangel muss ausgeglichen werden.

Die hohen Kosten, die komplizierten Eßgewohnheiten und die Einseitigkeit der Ernährung mit Vitamin- und Mineralverlusten lassen diese Diät etwas gewaltsam erscheinen. Gegen die Hypothese der gefährlichen Linolsäure spricht auch, dass die Japaner und Koreaner, bei denen die MS zehnmal seltener ist als bei uns, viel Gemüse und vor allem Reis essen, der hochlinolsäurehaltig ist.

Die Swank-Crawford-Diät

Swank verglich das Vorkommen von MS in Küstenregionen von Norwegen mit der MS-Häufigkeit im Inland. Swank ging davon aus, dass sich beide Bevölkerungsgruppen grundlegend in ihren Essgewohnheiten unterscheiden. In den Küstendörfern leben die Menschen hauptsächlich vom Fischfang. Zwar haben viele Fischer auch ein kleines Stück Land, aber darauf pflanzen sie nur Kartoffeln, etwas Gemüse und Küchenkräuter. Die Küstenregion ist gleichzeitig auch eine der ärmsten Landstriche in Norwegen. Im Inland ist der Lebensstandard höher. Hier leben die Menschen von der Landwirtschaft und Milchwirtschaft. Im Vergleich zur Küste ist die MS-Häufigkeit um das Dreifache erhöht.

Deshalb empfahl Swank eine fettarme Diät, modifizierte seine Auffassung aber später immer mehr. Er empfiehlt eine vegetarisch orientierte Kost, die wenig tierische Fette enthält. Er verbietet Butter, und empfiehlt 14 ml flüssige Pflanzenöle und 5 ml Fischöl täglich.

Die Diät von Adam:

Olaf Adam geht von der Swank-Diät aus, die er in wesentlichen Punkten akzeptiert. Weiterhin ist er wie Fratzer und Hebener der Ansicht, dass die Arachidonsäure bei der MS eine wichtige Rolle als Entzündungsförderer spielt. Im Unterschied zu Fratzer und Hebener weist er darauf hin, dass erstens Arachidonsäure nur in tierischen Organismen und nicht in Pflanzen gebildet wird und zweitens, dass Linolsäure nur in genau reguliertem und sehr begrenztem Umfang in Arachidonsäure umgewandelt wird. Damit lehnt er eine linolsäurearme Kost ab. Adam geht von drei Grundsätzen aus:

  1. Im Überfluss genossen, können tierische Nahrungsmittel den Entzündungsprozess bei MS verstärken.
  2. Jede vegetarische Mahlzeit ist deshalb ein Beitrag zur Verringerung des Entzündungsförderers Arachidonsäure in unserem Körper.
  3. Fischöle wirken der Arachidonsäure entgegen.

Daraus leitet er die folgenden Ernährungsrichtlinien für die MS ab:

Was würde ich tun, wenn ich MS hätte?

Meines Erachtens gibt es mindestens drei rationale Erwägungen, die bei der Ernährung zu berücksichtigen sind:

  1. Vieles spricht dafür, dass es sich bei der MS um eine Krankheit handelt, die erstmalig zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgetreten ist. Es könnte sich also wie bei der Arteriosklerose um eine Zivilisationskrankheit handeln, die mit unserer modernen Lebensweise zusammenhängt.
  2. In Norwegen erkranken arme Fischer dreimal seltener an MS als reiche Bauern.
  3. Japan und Korea liegen etwa auf demselben Breitengrad wie Deutschland, sollten also dieselbe MS-Häufigkeit haben. Tatsächlich beträgt sie jedoch nur 1/10 der unsrigen.

Die Richtlinien für eine vernünftige Ernährung bei der MS ergeben sich somit aus der Beantwortung der folgenden drei Fragen:

  1. Wie unterscheidet sich hinsichtlich der Ernährung unser Jahrhundert, in dem die MS häufig ist, von der Zeit, in der es keine MS gab?
    Antwort: z.B. durch Konserven, Auszugsmehle und hohen Zuckerkonsum.
  2. Was unterscheidet die Ernährung der armen Fischer in Norwegen von der der reichen Bauern?
    Antwort: Sie ist fischreich und fettarm.
  3. Wie unterscheidet sich die Ernährung der Japaner und Koreaner, die selten an MS erkranken, von der unsrigen?
    Antwort: Sie essen wenig Fett, wenig Fleisch, viel Fisch, viel frisches Gemüse und Reis anstelle von Kartoffeln.

Daran würde ich mich halten. Aber niemals darf eine Diät dazu führen, dass sie jemanden zum Sklaven macht oder ihm die Lebensfreude nimmt. Essen soll immer auch ein wenig mit Genuss verbunden sein und Freude bereiten.

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