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MS-Forum Dr. Weihe

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Frage der Woche - Archiv


Aminopyridin gegen die Müdigkeit?

Ich werde immer wieder von MS-Betroffenen gefragt, ob es etwas gegen die MS-Müdigkeit gibt. Dabei wird häufig darauf hingewiesen, man habe von ermutigenden Berichten über Aminopyridin gehört. Ich möchte kurz zusammenfassen, was ich darüber weiß.

4-Aminopyridin ist ein sogenanntes Repellens (= Abschrecker), also eine chemische Substanz, mit der Getreidekörner vor der Aussaat behandelt werden, damit sie von Vögeln nicht gefressen werden. Es handelt sich um einen Kaliumkanalblocker, der die Leitung von Nerveninpulsen in demyelinisierten Hirn- und Rückenmarkabschnitten fördern soll. Die Datenlage ist widersprüchlich. Polman zeigte 1994 in einer Untersuchung mit 31 Patienten (Dosis bis 0,5 mg/kg), dass eine orale Anwendung über 32 Monate mit gutem Erfolg in Bezug auf Mobilität und Fatigue (Müdigkeit, Erschöpfbarkeit) sowie diskret in Bezug auf den Visus möglich ist. In einem Cochrane-Review wurden 2003 fünf Studien mit insgesamt 144 MS-Patienten bewertet. Sehstörungen sollen besser ansprechen als motorische Ausfälle.

Für ein abschließendes Urteil war das nicht ausreichend. Das Medikament ist in Deutschland nicht zugelassen. Die optimale Dosierung ist strittig. Problematisch ist das schmale therapeutische Fenster. Nebenwirkungen sind Gefühlsstörungen, Bewegungsanomalien und epileptische Anfälle. Die Substanz wirkt aller Wahrscheinlichkeit nur symptomatisch. Schübe werden nicht verhindert und das Fortschreiten der Erkrankung nicht aufgehalten.

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