Frage der Woche - Archiv
Psychotherapie bei MS?
Auch bei organischen Krankheiten gibt es mindestens zwei gute Gründe, den Rat eines Psychotherapeuten einzuholen:
- wenn man mit der Bedrohung durch die Krankheit nicht fertig wird;
- wenn man merkt, dass sich die MS unter seelischen Belastungen verstärkt.
Denn wenn eine Krankheit auf die Lebensumstände reagiert, dann ist es auch wahrscheinlich, sie durch eine Änderung der Lebensumstände in den Griff zu bekommen. Dabei ist man sich meist selbst zu nah, und man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und manchmal ist auch der Knoten, der einen fesselt, zu kompliziert, und man braucht jemanden, der einem hilft, ihn zu lösen.
Leider haben aber viele Patienten das Gefühl, dass die „normalen“ Psychotherapeuten ihren Problemen nicht gerecht werden. Das hat im Wesentlichen drei Gründe:
- Die Erklärungsmodelle der Neurosenlehre sind auf organische Erkrankungen schwer übertragbar.
- Die übliche Abstinenz des Therapeuten, der Fragen nicht oder mit Gegenfragen beantwortet und keine Gefühlsregungen zeigt, ist für die MS nicht geeignet und sollte durch das lebendige partnerschaftliche Gespräch ersetzt werden, in dem Beratung, Erklärung, Aufklärung, Trost und mitfühlendes Verständnis gleichermaßen ihren Platz haben.
- Leider fehlen Psychotherapeuten, die in gleicher Weise Kenntnisse über ein sehr kompliziertes neurologisches Krankheitsbild und die verschlungenen Wege der Psyche haben.