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MS-Forum Dr. Weihe

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Frage der Woche - Archiv


Was kann ich gegen meine Müdigkeit tun?

Die Behandlung des Müdigkeitssyndroms gilt als unbefriedigend. Oft werden jedoch leicht zu behebende Ursachen übersehen. Um sich davor zu schützen, hat sich die nachstehende Liste bewährt:

  1. Gibt es chronische oder aktuelle Belastungen?
  2. Liegen Hinweise auf eine berufliche Überforderung vor, oder fällt ihm oder ihr im Gegenteil zuhause die Decke auf den Kopf?
  3. Wie steht es mit der Partnerschaft? Stimmt die sexuelle Beziehung?
  4. Wie ist die Lebenseinstellung? Besteht eine Neigung zur Überlastung? Muss alles Hundertfünfzigprozentig sein? Lautet die Lebensdevise: „Ich bin nur etwas wert, wenn ich Höchstleistungen vollbringe.“?
  5. Wie ist der oder die Betroffene vor der MS-Erkrankung mit Lebensschwierigkeiten umgegangen? Ist es zu einem „Leistungsknick“ gekommen?
  6. Gibt es Hinweise auf eine endogene Depression? Wie ist der Nachtschlaf? Morgentief? Selbstvorwürfe? Wahnhafte Ideen?
  7. Sind Konzentrations- und Gedächtnisstörungen festzustellen?
  8. Wie ausgeprägt ist der kernspintomographische Befund? Ausgeprägt oder leicht? Kommen neben „weißen Flecken“ auch „schwarze Löcher“ vor? Ist der Hirnstamm mitbetroffen? Ist der Hirnbalken verschmälert?
  9. Ist mit Sicherheit ausgeschlossen, dass andere, von der MS unabhängige Krankheiten vorliegen (z.B. eine Blutarmut, eine andere chronische Entzündung oder ein Tumor)? Sind die Schilddrüsenwerte normal?
  10. Besonders wichtig: Werden Medikamente eingenommen, die als Nebenwirkung Müdigkeit haben? Betablocker? Antispastika? Betainterferone? Antidepressiva?

Je nachdem wie die Analyse ausfällt, ergibt sich der therapeutische Ansatz. Hat jemand eine ausgeprägte Gangstörung und zeigen sich in seinem Gehirn viele herdförmige Veränderungen, dann ist seine Müdigkeit vor allem die Folge einer Hirnleistungsschwäche und wird durch die Anstrengung, sich nur mit Mühe und gegen Widerstand einer spastisch erhöhten Muskelspannung fortbewegen zu können, verstärkt. Damit ist die Müdigkeit die natürliche Folge der MS-bedingten Beeinträchtigungen und kann und sollte nicht bekämpft werden.

Hat jemand nur geringgradige kernspintomographische Veränderungen im Gehirn, aber eine schwere Müdigkeit, dann ist abzuklären, ob diese auf einer Belastungsschwäche beruht, die er oder sie „schon immer“ hatte, oder auf Schwierigkeiten, mit der Diagnose zu leben. Wenn aber offenbar ist, dass der Betroffene mit der Diagnose angemessen umgeht und es sich vor Beginn der Erkrankung um einen temperamentvollen, leistungsfähigen Menschen gehandelt hat, also ein eindeutiger Leistungsknick vorliegt, dann ist es wahrscheinlich, dass die Müdigkeit MS-spezifisch ist und mit den im Körper ablaufenden immunologischen Abwehrvorgängen zusammenhängt. Hier ist zu prüfen, ob sich die krankheitsbedingt herabgesetzte Leistungsfähigkeit mit einer vollschichtigen Berufstätigkeit vereinbaren lässt, oder ob hier z.B. eine Stundenreduzierung sinnvoll ist.

Hat jemand geringe radiologisch fassbare Veränderungen, ist aber in einer schweren Ehekrise, dann stehen psychotherapeutische Maßnahmen im Vordergrund.

Liegen jedoch die Zeichen einer endogenen Depression vor, ist eine Behandlung mit Antidepressiva angezeigt.

Wird die Müdigkeit durch antispastische Medikamente, wie z.B. Lioresal® verstärkt, sollte überlegt werden, ob dieses Medikament wirklich notwendig ist.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion muss diese durch Schilddrüsenhormone kompensiert werden, und ist es durch die Diagnosestellung zu einer übertriebenen Ängstlichkeit gekommen, so dass sich jemand aus Angst, einen neuen Schub zu erleiden, in Watte wickelt und in einen Glaskasten setzt, dann stehen aktivierende Maßnahmen wie Sport im Vordergrund.

Je genauer die Analyse ist, desto seltener werden sog. Psychostimulantien (Captagon®, Ritalin®) zum Einsatz kommen, deren Nebenwirkungen (innere Unruhe, Schlafstörungen, Psychosen) fast immer ihren geringen Nutzen übertreffen. Bevor man dazu greift, sollte man es mit der Naturheilkunde versuchen, z.B. Kneippschen Güssen, Rosmarinbädern oder Ginseng.

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